Schwerpunkt Energie- und Wärmeversorgung: Gemeinderat informiert sich zu Windkraft, Photovoltaik und Geothermie

Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine steuerte Europa vor Rund einem Jahr in eine Energiekrise, die in Deutschland die Befürchtung eines Zusammenbruchs der Wärme- und Stromversorgung weckte. Gleichzeitig gilt es gesteckte Klimaziele einzuhalten. Doch der Wind- und Solarkraftausbau kam in den vergangenen Jahren immer schleppender voran. Diese Problematiken beschäftigten zusehends regionale Verwaltungsgremien und auch Gemeinderäte. Denn auf ihren Gemarkungen sollen in den nächsten Jahren vermehrt Flächen für Wind- und Solarenergie ausgewiesen werden

Bei der Gemeinderatssitzung in Ubstadt-Weiher am Dienstagabend war deswegen Matthias Proske, Direktor des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein, zu Gast und berichtete über die laufende Fortschreibung des Regionalplans. Bei diesem sollen auch neue Flächen für Windenergie- und Photovoltaikfreiflächenanlagen vermerkt werden. „Die Landesregierung hat hier im landeseigenen Klimaschutzgesetz die Vorgabe gemacht, dass zwei Prozent der Landesfläche für entsprechende Anlagen reserviert werden müssen“, erklärte Proske. Für den Regionalverband Mittlerer Oberrhein, in dem die Gemeinde Ubstadt-Weiher Mitglied ist, bedeute das im Umkehrschluss, dass diese Flächenvorgaben auch im eigenen Verbandsgebiet eingehalten werden müssten. „1,8 Prozent der Fläche sollen für Windkraft, 0,2 Prozent für Freiflächensolaranlagen ausgewiesen werden“, konkretisierte Proske die Planungen. Für Ubstadt-Weiher geht es bei dieser Angelegenheit vor allem um Planungssicherheit. „Im technischen Ausschuss wurde bereits der Bau einer Freiflächensolaranlage auf einer Fläche von zehn Hektar diskutiert. Welche Auswirkungen hätten die aktuellen Planungen auf ein solches Vorhaben?“, erfragte Bürgermeister Tony Löffler (CDU). Proske erklärte, dass der Bau von Freiflächen-PV-Anlagen derzeit noch schwierig zu realisieren sei, da die Landwirtschaft aktuell noch Vorrang hat. „Das ändert sich dann mit der neuen Regionalplanung. Dort sollen dann Flächen, die ohnehin nur geringe Erträge bringen für Solarenergie zur Verfügung stehen“, so Proske. Für die Planung würden aber noch Karten zur Qualität aktueller landwirtschaftlicher Flächen fehlen. „Wir müssen hier auf die Landwirtschaftsämter warten“, sagte der Verbandsdirektor. Doch nicht nur im Bereich Wind- und Solarkraft gab es Informationen für die Gemeinderäte. Von der Energieagentur des Landkreis Karlsruhe war Jonas Wilke angereist, der über die regionale Nutzung von Geothermie berichtete. Im Gespräch ist derzeit ein Fernwärmekonzept auf Basis eines Erdwärmekraftwerks. An dieses sollen die Kommunen Dettenheim, Graden-Neudorf, Karlsdorf-Neuthard, Bruchsal, Gondelsheim und Bretten angeschlossen werden. „Die Wärmeversorgung bereitet größeres Kopfzerbrechen als die Stromversorgung, da sie bei weitem energieintensiver ist“, meinte Wilke. Die Region sitze mit dem Erdwärmepotential auf einem riesigen Wärmeschatz, den es zu nutzen gelte, um zukünftig klimaneutral heizen zu können. Eine Tiefengeothermieanlage allein habe mehr Energiepotential als Brennholz von einer Waldfläche von 75.000 Hektar. „Ein Ausbau bis 2035 ist durchaus machbar, wenn jetzt die richtigen Weichen gestellt werden“, so Erdwärmeexperte Wilke. Gemeinderat Günter Lehanka (FWV) interessierte sich für die Kosten der Wärme aus der Tiefe. „Ich sehe die Möglichkeiten dieser Technologie, aber wäre das Heizen dann auch bezahlbar?“, fragte Lehanka. Das bejahte Wilke. „Ein Vorteil der Geothermie ist, dass sie nicht großen Preisschwankungen liegt. Sie ist immer verfügbar. Beim Bau fallen Fixkosten an, danach haben die Betreiber so gut wie keine Kosten mehr. Das macht die erzeugte Wärme, aber auch erzeugten Strom kostengünstig und preisstabil“, so der Ingenieur. Der Gemeinderat möchte in seiner April-Sitzung über eine Beteiligung an der Projektentwicklungsgesellschaft, die das regionale Wärmenetz ermöglichen soll, entscheiden. „Ich sehe diese Entwicklungen im Bereich der Geothermie als eine große Chance für unsere Gemeinde“, erklärte Rathauschef Löffler.
(Text: Florian Ertl, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der BNN)