Die Reise der Ubstadter Störche

Silvi – geboren 2021 in Ubstadt – ist aus Spanien zurück in der Region (Foto: Annette Jung)


 
Erinnern Sie sich an Sil-vi, Zen-si und Wiesenmann? Die 3 Jungstörche, die im Frühjahr 2021 in den Silzenwiesen das Licht der Welt erblickt hatten, waren im Auftrag der Vogelwarte Radolfzell mit GPS-Sendern ausgestattet worden. Ihre Bewegungen werden seit dem im Tierbeobachtungsprojekt ‚Icarus‘ vom Max-Planck-Institut aufgezeichnet. Über ‚Animal Tracker‘ können die Flugroute und der aktuelle Aufenthaltsort nachvollzogen werden. Diese App kann kostenlos heruntergeladen werden – schauen Sie doch mal rein!

Durch ‚Icarus‘ wissen wir, dass unsere 3 Ubstadter Senderstörche ihre Winterquartiere in Spanien haben. Seit wenigen Wochen sind sie wieder in Deutschland, wo sie voraussichtlich für die Sommermonate bleiben werden. Zensi hat es ins Allgäu gezogen, Wiesenmann hält sich nahe der deutsch-französischen Grenze bei Wörth am Rhein auf – und Silvi hat es dahin zurückgezogen, wo sie vor knapp zwei Jahren aus dem Ei geschlüpft ist. Bereits im vergangenen Sommer hielt sie sich laut der Senderdaten in der Region auf, dann verbrachte sie den Winter in der Gegend um Madrid. Mit knapp 6.700 Flugkilometer reiste sie in den letzten 12 Monaten durch 4 Länder - und nun ist sie wieder da: Auf einem Horst bei Muggensturm konnte sie zusammen mit einem unbekannten Storchenhahn in der vergangenen Woche von der Ornithologin Annette Jung fotografiert werden. Allerdings war das dort beobachtete Rendezvous wohl eher eine kurze Romanze, denn aktuell erkundet Silvi die Gegend zwischen Bruchsal und Karlsruhe – vermutlich auf der Suche nach dem Hahn ihres Lebens.
Währenddessen hat das Storchenpaar, welches bereits im letzten Jahr seinen Nachwuchs in Ubstadt zur Welt gebracht hatte, wieder seinen angestammten Horst in den Silzenwiesen bezogen. Das Storchenpaar kann vom nahegelegenen Weg aus gut beim Nestausbau beobachtet werden: Wie in jedem Jahr bringen die Störche frisches Reisig auf den alten Horst auf und polstern das Nest mit Altgras aus. Leider wird dabei auch manchmal Müll eingetragen, der den Vögeln zum Verhängnis werden kann. Müll in der Landschaft ist also nicht nur unschön, sondern auch gefährlich für Tiere – ein Grund mehr, ihn in den vorgesehenen Müllbehältern zu entsorgen.
Die meiste Zeit wenden Herr und Frau Storch in diesen Tagen aber nicht für ihr Nest, sondern für die Nahrungsaufnahme auf. Nach der weiten Flugreise aus dem Süden mussten die Energiereserven wieder aufgefüllt werden und auch während des anstrengenden Brutgeschäfts muss die Versorgung gesichert sein. So schreiten die Störche stundenlang auf den nassen Wiesen umher, suchen Futter in Form von Mäusen, Würmern und allerhand Kleingetier. Je ungestörter die Vögel bei ihrer ausgedehnten Futtersuche sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Familienplanung gut gelingt und auch in diesem Sommer wieder Ubstädter Jungstörche heranwachsen werden, um den Arterhalt zu sichern.
Ein Dank gilt daher allen Menschen – Groß und Klein, mit und ohne Hund –, die die vielfältigen Werte der Silzenwiesen durch angemessenes Verhalten zu achten wissen! Genießen Sie den Frühling!